Eisdorf

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3 Jahre Dorfmoderatoren. Die Dreharbeiten zogen auch interessierte Bürger an. Fotos: Petra Bordfeld

Wer Ortsbürgermeisterin Petra Pinnecke, Gemeindebürgermeister Harald Dietzmann, Landrat Bernhard Reuter, die Demografiebeauftragte des Landkreises Göttingen, Regina Meyer, und Tobias Milde, mit einer Videokamera vorm Auge und in der Hand, im Mitteldorf entlang schlendern sah, der fragte sich nach dem Grund.

Genau den liefert die Projektgruppe Ding-Do "Dorf ist nicht gleich Dorf - Dorfmoderation". Denn sie hat alle Dorfmoderatoren aus den Kreisen Göttingen und Northeim dazu eingeladen, am 30. Oktober an der Videokonferenz teilzunehmen und in der Zeit von 17 bis 19 Uhr ihre Ergebnisse zu dem Modellprojekt „Dorf ist nicht gleich Dorf – Dorfmoderation Südniedersachsen“ vorzustellen und hinterher darüber zu sprechen.

Genau wegen dieses nicht alltäglichen Treffens waren all die genannten Personen unterwegs. Petra Pinnecke erzählte eingangs, wie alles angefangen hat.

„Schuld“ daran war ein Schreiben, welches der damalige Landkreis Osterode 2017 an Petra Pinnecke 2017 geschickt hatte. In dem stand nämlich geschrieben, dass in Süd Niedersachsen 15 Dörfer gesucht wurden, die an dem Modellversuch „Musterhausen gestaltet Zukunft“ mitmachen wollten. Es fehlte selbstredend auch die Bitte nicht, dass es schön wäre, wenn sich in Eisdorf ehrenamtliche Interessenten fänden. Auch wenn die Ortsbügermeisterin immer noch nicht so genau wusste, um was es bei diesem Projekt ging, verteilte sie 500 Info-Flyer in den Eisdorfer Briefkästen. Das Echo bestand auf eine Rückmeldung, die von Annette Altmann kam. „Damit stand für mich fest, dass ich auch mit mache“, so Petra Pinnecke. Schließlich wollte sie die eine Interessentin nicht alleine lassen, und außerdem könne sie sich ja auch noch im politischen Ruhestand für ihre Ortschaft stark machen.

Zuerst fuhren beide nach Lüttgenrode zu einem Treffen mit anderen Dorfmoderatoren, wo ihnen große Einblicke in dieses Vorhaben gegeben wurden.

Und dieser Vortrag sorgte dafür, dass Ideen aufkeimten. „Wir waren begeistert, und für uns stand fest, dass wir das auch können“. Und es sollte auch nicht lange dauern, da erreichte Petra Pinnecke die Mail von Jürgen Zuchowski, in der er durchblicken ließ, dass er auch Interesse hätte. Die beiden Frauen freuten sich über die männliche Verstärkung. „Dass wir drei uns verstanden und gut zusammenpassten, war der  Anfang dafür, dass wir  guckten was wir machen können“. Ihr Ziel war, sich zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Vereinen, Verbänden, Bürgern und der Politik zu entwickeln, das durchaus die dörfliche Situation stabilisieren oder verbessern könnte.

Die letzten drei Jahre mauserten sie zu einem eingespielten „Dream-Team“, welches auch durch die  Teilnahme an zwei Wochenendseminaren Zertifikate erhalten hat. Petra Pinnecke, Annette Altmann und Jürgen Zuchowski haben schon früh unter Beweis gestellt, dass sie den richtigen Riecher hatten. Denn sie ließen Postkarten mit Eisdorfer Motiven erstellen und sollte genau die nicht nur beim „Frühstück unter den Eichen“ reißend loswerden. 

Sie sollten aber „nur“ zum Laufen lernen und bekannt machen sowie beim Vorstellen während der Jahreshauptversammlungen in Eisdorf und anderen Ortschaften dienen. Sie wurden übrigens zugunsten gemeinnütziger Projekte verkauft. Letzteres galt auch für die Jahreskalender, die mittlerweile mit einem Fotowettbewerb verbunden sind.

Doch die drei wollten sich auch mit anderen Dorfmoderatoren austauschen und stellten dabei fest, dass jedes Dorf nicht nur anders ist, sondern auch gleiche Dinge anders macht.

Das absolute Highlight ist aber dadurch entstanden, dass sie den Wunsch nach einer Mitfahrzentrale nicht überhört hatten. Denn daraus hat sich der Verein „Mobiles Eisdorf“ entwickelt, der mittlerweile ein eigens E-Auto und zwei Ladestationen hat.

Das elektrisch fahrende Eisdorf wollten die drei Dorfmoderatoren nämlich nicht selbst stämmen, also hatten sie zu einem Info-Abend geladen, wo sich schnell einige sehr interessierte Bürger fanden, an deren Spitze mittlerweile Dieter Sinram steht. Denn der war und ist Feuer und Flamme für dieses Projekt. „Es steckte viel Arbeit drin und verlangte viel Kenntnis, und das brachte er als Ingenieur mit.  Das war und ist sein  Ding“, so die Ortsbürgermeisterin. Mittlerweile wird der Fahrdienst ebenso genutzt wie die Möglichkeit, den Wagen anzumieten.

Petra Pinnecke musste lachen, als sie von der Fahrt mit diesem Auto zur „Berliner Woche“ erzählte. Sie war zusammen mit Annette Altmann in die Bundeshauptstadt durchgestartet. „Wir werden die Fahrt in bester Erinnerung erhalten, die viel Zeit und Nerven gekostet hat und doch viel Spaß bereitet hat".

Vor dem Museumsgebäude meldete sich Harald Dietzmann mit großer Anerkennung zu Wort.  Insbesondere würdigte er die tolle Zusammenarbeit zwischen Ortsbürgermeisterin, Verwaltung und ihm. Eisdorf habe ein wahres Erfolgsmodell vorzuweisen, in dessen Mittelpunkt die örtliche Gemeinschaft stehe. „Das dürfte ein gutes Beispiel und guter Anstoß für andere Ortschaften in der Gemeinde sein“.  Die „ZukunftsBergstadt“ in Bad Grund sei dahingegen zwar etwas anders ausgerichtet, aber auch das sein ein Netzwerk Ehrenamtlicher als Gewinnbringer für die Menschen, das Gemeinwesen und die Lebensqualität im Ort aktiv zu halten.

Der gemeinsame Weg führte weiter zu dem alten Brunnen, an dem Petra Pinnecke betonte, dass zu den dörflichen Charaktermerkmalen  ein funktionstüchtiges Vereinsleben ebenso gehöre, wie die  Heimatpflege und die dorfeigene Wasserquelle im Kreytertal.

„Ganz wichtige Faktoren sind aber die Eisdorfer und deren Herzlichkeit. Die gehen auf einander zu und sind zuvorkommend und nehmen auch neue Mitbürger in ihre Runde auf“. Im Prinzip hätten die Eisdorfer Sinn für Fortschritt ohne dabei die Tradition, wie beispielsweise den „Schüttenhoff“ zu vergessen. Übrigens  sei Eisdorf landesweit für seine Sauberkeit und seine Ordnungsliebe bekannt. „Schließlich packt hier jeder mit an und steht für den anderen ein“. Dabei sei es völlig egal, auf welcher politischen Ebene sich der eine oder andere bewegt.

Schließlich haben sie sich fest vorgenommen, dörfliche Charaktermerkmale zu erhalten, zukunftsträchtige Projekte mit zu entwickeln, Jugendbeteiligung zu fördern, ortsnahe Versorgung zu unterstützen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, die Mobilität im Alltag zu erleichtern, Ideen aufzugreifen, Bedarf zu vermitteln  und Umsetzbarkeiten zu prüfen sowie Erfahrungsaustausch mit anderen Dörfern zu führen. „Letztendlich ist der Gedankenaustausch über ortsnahe Versorgung, Verkehrsanbindungen, Vereinsangebote und Fördermittel sehr wichtig“.

Bevor der Ziel, das Kultur- und Sportzentrum erreicht worden war, ergriff aber auch Bernhard Reuter das Wort. Er betonte, dass es eine schöne Sache sei, eine engagierte Ortsbürgermeisterin und engagierte Bürger in einer Ortschaft anzutreffen, die gut zusammen arbeiten und so das Dorf weiterbringen wollen.

Abschließend betonte Petra Pinnecke, dass mit diesem Internettreffen Landwirtschaftsministerin  Barbara Otte-Kinast sehen soll, was das Geld gebracht hat, welches in das Projekt gesteckt wurde. Auch wenn das jetzt abgeschlossen ist, werde es weiter gehen, vielleicht nicht so groß, sondern in abgespeckter Version, aber es bringt ja was. „Wir werden nicht sagen: Wir haben unsere Schuldigkeit getan“, sondern weiter machen. pb

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Die drei Eisdorfer Dorfmoderatoren Petra Pinnecke, Jürgen Zuchowski und Annette Altmann präsentieren stolz ihre T-Shirts.