Eisdorf

,,Frohe Weihnachten'', so steht es auf vielen Karten. So entnehmen wir es dem einen oder anderen Weihnachtsgruß von Geschäftspartnern, Freunden, Nachbarn und Familienmitgliedern, der uns dieser Tage erreicht. Lediglich eine einfache Floskel? Eine allseits vertraute Formulierung, oder steckt noch mehr dahinter?

Ist es nicht zugleich innigster Wunsch und Aufforderung in einem? Glücklich und fröhlich wollen wir sein. Wünschen wir uns selbst, die nun vor uns liegenden Weihnachtstage im Familienkreis zu begehen.

Doch wem ist wirklich noch zum feiern und fröhlich sein zu mute? Immer mehr Betriebe in unserer Region müssen schließen. Immer mehr Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Zahl jener Familien, Kinder und Jugendlichenin unserer Region, die von Armut betroffen, oder zumindest bedroht sind, steigt stetig an. So dass es sich nur noch die Wenigsten leisten können ein wahrhaft unbeschwertes und heiteres Fest zu begehen. Ein Fest zu feiern, wo alle mit dem Essen und ihren Geschenken zufrieden sind. Wo alle Sorgen schweigen. Und trotzdem ist es wichtig und gut, dass wir uns und anderen gerade in solchen Zeiten und Situationen frohe Weihnachte wünschen. Dass wir versuchen andere zur Fröhlichkeit und Freude aufzufordern. Denn freuen können und sollen wir uns dennoch. Nicht weil der Weihnachtsmann einmal im Jahr mit Geschenken vorbeikommt. Und auch nicht weil wir Unermüdlichen dazu aufgefordert weden, zu konsumieren und zu kaufen um aneren eine Freude zu bereiten.

Nein, das alles ist es nicht. Kann uns sogar im Gegenteil die Freude am Fest verderben, wenn das Geld für Geschenke und Essen nicht reicht. Was es aber ist, weshalb wir auch heute noch anderen frohe Weihnachten wünschen können und sollen, zeig sich im Geschehen von Weihnachten. Nämlich darin, dass Gott Mensch wurde. Er in diese unsere Welt kam. Und zwar gerade nicht in Reichtum und Sorglosigkeit. Als starker und unverwüstliche Held, wie wir das vom Weihnachtsmann gewohnt sind. Nein, sondern als schutzbedürftiges und von Anfang an benachteiligtes Kind wurde er in sie hineingeboren. Als Kind, welches wie auch viele Kinder in unserer Region, von Beginn an die Hartherzigkeit der Menschen und Armut erlebte.
So wurde Gott uns Menschen gleich. Teilte und teilt er bis heute mit uns Leid und Freud, Trauer und Schmerz, Verachtung und Armut. Das ist es, weshalb wir Weihnachten alle Jahre wieder feiern, weshalb wir uns auch trotz schwieriger und krisenhafter Zeiten von anderen immer wieder zur Fröhlichkeit anstiften lassen sollen.

Denn er, unser Gott, kommt und bleibt bei uns. Verschwindet nicht nach der Bescherung für ein ganzes Jahr auf Nimmerwiedersehen. Auch beschenkt er nicht nur jene, die sich das heute noch leisten können, die genug Geld für reiche Gaben und gutes Essen haben. Nein. Gott beschenkt jeden von uns. Und zwar mit sich selbst. Das zeigt sich sichtbar im Kind in der Krippe.
Ist aber auch dann noch spürbar, wenn wir von Herzen wünschen und sagen:  Frohe Weihnachten!

Pastor Jens Kertess