Eisdorf


Gotthard Sauermann holte sich vor genau 60 Jahren den Sieg beim Kranzreiten. Foto: Bordfeld

Osterode/Förste (pb). Als am Pfingstsonntag der Boden der Jagewiese wieder unter den Hufen der Pferde erbebte, dachte Gotthard Sauermann 60 Jahre zurück. Denn er und Helmut Brünaus Pferd Namens „Lux“ holten sich am Pfingstmontag 1949 den Siegerkranz der Erwachsenen – und das, obwohl der damals 19jährige kein gebürtiger Försteraner ist. Damals durften nur die Söhne von Förster Pferdebesitzern und in Förste arbeitende „Pferdeknechte“ die Siegerehren empfangen, auswärtige Teilnehmer starteten „außer Konkurrenz“. Da der junge Sauermann aber Lehrling auf dem Hof von August Binnewies war, erhielt er den Birkenkranz.

Sauermann erblickte 1930 in Schönbrunn, dem Ort der im Kreis Schweidnitz in Schlesien lag, das Licht der Welt. Dort hat er auch das Reiten auf den vom Vater gezüchteten Oldenburgern gelernt. Die Widernisse des Zweiten Weltkrieges führten ihn und seine Schwester Rosemarie nach Förste auf den Lehrhof von August Binnewies – dem heutigen Peinemannschen Hof in der Förster Straße 158. Sein landwirtschaftlicher Lehrchef Binnewies sagte zu dem jungen Mann aus Schönbrunn: „Das kannst du“, und meinte damit, die Teilnahme am zweiten Kranzreiten nach dem Krieg.

Damals war die Jagewiese übrigens noch nicht gegenüber dem Kiesschacht in der Eisdorfer Straße, sondern zwischen der Söse und der Straße nach Dorste gelegen. Während auf der neuen Jagewiese Runden galoppiert werden, war die alte Jagewiese eine gerade Stecke, die dreimal unter die Hufe genommen werden musste. Auch wenn der aus Birkenzweigen geflochtene Siegerkranz längst nicht mehr besteht, erinnert sich Sauermann gerne und an die Zeit zurück.

Als Zuschauer war er in den vergangenen Jahrzehnten nicht selten anzutreffen, auch wenn er 1950 das letzte Mal in den Sattel zum Kranzreiten stieg, weil er 1951 zusammen mit seinem aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Vater einen 80 Morgen umfassenden Hof in Eisdorf pachtete, den er 1964 übernahm und bis 1974 im Vollerwerb hatte. Danach war er bis zur Rente bei der Bundeswehr in Osterode als Zivilist tätig.


Gotthard Sauermann und seine Schwester Rosemarie freuen sich über den eingerittenen Sieg im Jahre 1949.


„Lux“ und Gotthard Sauermann reiten zurück zum zweiten oder dritten Start beim Kranzreiten auf der alten Jagewiese.


Gotthard Sauermann und „Lux“ galoppierten vor 60 Jahren beim zweiten Kranzreiten nach dem Krieg dem Sieg entgegen.
Fotos: privat