Eisdorf

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Annette Altmann, Jürgen Zuchowski und Petra Pinnecke (v. l. n. r). freuen sich, Eisdorfs Dorfmoderatoren zu sein. Archiv-Bilder: Petra Bordfeld

„Wir haben was Neues“, mit den vier Worten, die zu einem Informationsbrief gehörten, den der damalige Landkreis Osterode Eisdorfs Ortsbürgermeisterin Petra Pinnecke zugesandt hatte, begann eine vier Jahre währende Ära in dieser Ortschaft. Jetzt ist sie zwar ausgeklungen, aber mit Sicherheit noch nicht zu Ende. Die Rede ist von dem vom Landesministerium Niedersachsen gestartete Modellprojekt „Dorfmoderatoren“ und „Dorf ist nicht gleich Dorf“, welches in 15 südniedersächischen Ortschaften auf offene Ohren gestoßen war, obwohl zu Beginn noch keiner so genau wusste, was sich dahinter verbergen könnte.

Mittlerweile haben aber Petra Pinnecke, Annette Altmann und Jürgen Zuchowski, die drei qualifizierten Eisdorfer Dorfmoderatoren, nicht nur eine Antwort auf die Frage gefunden und diese auch schon an interessierte Bürger weiter gegeben. Dabei haben sie übrigens auch Dr. Swantje Eigner-Thiel (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – HAWK) und Dr. Rüdiger Mautz (Sozialwissenschaftler und Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen) unterstützt. Die beiden, haben sich nämlich zu Beginn zu einen Rundganges durch die Ortschaft und sich dabei ein Bild von selbiger gemacht. Auf genau 18 Seiten haben sie dann fest gehalten, dass unter anderem das Vereinsleben sehr gut aufgestellt ist, und dass Eisdorf ein Wohn- bestimmt kein Schlafdorf ist, in dem der soziale Zusammenhalt mittels Kommunikation und dem Gespräch über den  Gartenzaun sehr gut funktioniert.

Diese Seiten gehören übrigens zu einem Buch, dass sich aus allen 15 Dorfmoderatoren-Gemeinden zusammensetzt und Landrat Bernhard Reuter während des letzten Modell-Treffens in Göttingen überreicht wurde. Dieser ließ es sich auch nicht nehmen, alle Dorfmoderatoren zu bitten, weiter zu machen.

Für die stand allerdings schon vor dem Treffen fest, dass mit dem Ende des Modells ganz bestimmt nicht die gute Beziehung zwischen ihnen ausklingen wird. „Das hat ja noch nicht einmal Corona geschafft“, so Petra Pinnecke, die eben stellvertretend für das sehr aktive Eisdorfer Trio an diesem Treffen teilgenommen hatte.

Vielmehr sei man per Mail, App oder Video und auch mittels eines Telefonanrufes stets gut vernetzt gewesen und somit in Verbindung geblieben. Das Wiedersehen nach langer Zeit sei allerdings einfach Spitze gewesen. „Dass wir Abstand halten mussten, hat uns nicht gestört, wir haben uns mal wieder real getroffen, das war das wichtigste“. Irgendwie hat sie das an die Seminare erinnert, durch welche man sich überaus gut kennengelernt hatte. „Das brachte richtig viel, insbesondere das Erzählen nach dem offiziellen Teil“.

„Das war mit Sicherheit keine Abschlussveranstaltung“. Vielmehr wollten alle gemeinsam mit der Übergabe des Buches verdeutlichen, was sie in den vergangen Modell-Jahren auf die Beine gestellt hatten. Übrigens stand ihnen dabei stets die Demografie-Beauftragte Regina Meyer hilfreich zur Seite, und sie wird weiter ihre Hilfe anbieten. Auch der Landkreis Göttingen wendet sich nicht von den Dorfmoderatoren ab, dafür werden weiterhin die 500 € aus dem Dorfbudgets sorgen. Schließlich dürfen die von Vereinen und Verbänden des jeweiligen Dorfes beantragt werden, so dass alle Einwohner etwas davon haben könnten.

Margitta Kolle, die schon länger Dorfmoderatorin war, als es das Modell gegeben hat, hat diese Geldverteilung unter sich. Denn eins wollen alle: die Dörfer sollen sich weiter entwickeln und bestimmt nicht aussterben!

Margitta Kolle war es auch, die schon beim ersten Treffen der 15 Modelldörfer vorstellte, was sie in ihrem Dorf gemacht. „Da sagten Annette und ich uns, das kriegen wir auch hin“. Sie wussten übrigens so überzeugend aufzutreten, dass der Zweifler, Bürgermeister Harald Dietzmann, ganz schnell eine Kehrtwendung einlegte und versprach, dass sich die Dorfmoderatoren stets auf seine Unterstützung verlassen können

Bei diesem Treffen in Göttingen wurde auch in Erinnerung gerufen, dass jedes Dorf seine eigene Identität hat. Denn nicht jede Idee ließ sich überall erfolgreich umsetzten. Was für das eine der Volltreffer gewesen ist, war für das andere eine Null. So ist es den Dorfmoderatoren in Eisdorf nicht gelungen ein Treffen der plattdütsch Schnackenden auf die Beine zu stellen. Dafür hat Dietmar Lange einen monatlichen Kaffeetisch für Senioren organisiert, an dem bis Corona stets viele Bürger teilnahmen, um in Erinnerungen zu schwelgen. Damit diese Gedanken nicht verloren gehen konnten, schrieb Lange alles auf und fügte auch alte Bilder hinzu. Alles zusammen ging dann an die Heimatstube. Sobald Corona die Treffen wieder zulässt, wird es weitergehen.

Dahingegen hat Dieter Sinram mit seinen Ideen und seiner Schaffenskraft für ein mobiles Eisdorf gesorgt. „Wer irgendeine Idee hat, sollte sie uns mitteilen. Es finden sich bestimmt Menschen, die sich für die Realisierung stark machen", so Petra Pinnecke. Sie mahnt überhaupt an, dass die drei Dorfmoderatoren bestimmt nicht alles alleine für ihr Eisdorf machen wollen und können. Wer Zeit und Lust hat, darf sich gerne einmischen. „Auch junge Leute sind herzlich willkommen“.

Es wird auch nicht bloß Eisdorf sein, in dem die Dorfmoderation weiter leben wird, „Jetzt ist das Modell zwar zu Ende, aber die Mappe wird bestimmt nicht zugeschlagen, denn wir werden uns weiter treffen, sobald das möglich ist.

Auch  der Landkreis Göttingen wird mit seinen Ansprechpartnern/innen im Referat Demografie und Sozialplanung weiterhin an der Seite der ehrenamtlich engagierten Dorfteams stehen. So können auch am Ende des Modellprojektes Gemeinden, Orte oder interssierte Bürger/innen bei der Qualifizierung und Etablierung von Dorfteams vom Landkreis konkrete Unterstützung erwarten.

Auch das Eisdorfer Trio möchte wieder Kalender und Postkarten herausgeben und zu den  monatlichen Treffen ins ehemalige Verwaltungsgebäude laden, sobald Corona der Vergangenheit angehört. Der Dorfmarkt wird auch nicht in Vergessenheit geraten – im Gegenteil.

Apropos Vergangenheit: Petra Pinnecke erinnerte sich schmunzelnd an den Start. Allein der Titel des Modells „Musterhausen gestaltet Zukunft“ habe sie sehr neugierig gemacht. Als sie dann „eines schöne Tages“ den Flyer „Dorfmoderation“ vorstellte, sollte sie mit Annette Altmann eine ebenso wissenshungrige Weggefährtin gefunden haben. Während beide sich auf den Weg nach Hörden-Hardenberg machten, um dort mit allen anderen zukünftigen Dorfmoderatoren gemeinsam durch den Ideenkanal zu schwimmen, um dabei auf lang gesuchte Themen zu stoßen, fasste Jürgen Zuchowski den Entschluss bei den Dorfmoderatoren Eisdorf für die Männerquote zu sorgen. „Schuld war der Flyer, der mit seiner Landung im Briefkasten auch bei mir die Neugier weckte“. pb

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Petra Pinnecke (Bildmitte) und alle, die am Modelltreffen teilgenommen haben, freuten sich, nach langer Zeit wieder gesehen zu haben. Dazu gehörte auch Landrat Bernhard Reuter (li.). Foto: Ulrich Pinnecke