Eisdorf


Der „Tanz der Vampire“ begeisterte die Zuschauer. Fotos: Bordfeld

Eisdorf (pb). Wer zurzeit den Kirchenraum in Eisdorf betritt und kein besonderer Freund von Fäden ziehenden Gliederfüßlern ist, dem dürfte eine Gänsehaut „wachsen“. Denn in vielen Bereichen der Decke und der Wände sind Spinnen und ihre künstlerischen Arbeiten zu sehen. Wer aber genau hinschaut, dem dürfte nicht entgehen, dass diese Wesen und deren Netze aus Kunststoff sind. Sie gehören zu der Kulisse, mit welcher die Theatergruppe St. Georg eben diesen Raum für „Vorwärts in die Vergangenheit“ in einen ganz besonderen Musicaltempel, bei dem es keine Live-Musik gab. Die Darsteller präsentierten sich traditionsgemäß als Playbacksänger, von denen manch ein Profi was lernen könnte. Daran wird sich auch bei den noch anstehenden Aufführungen nichts ändern.

Anfangs starteten aber Mareen Ueberschär, Madita Walther, Vanessa Diener, Anica Brakebusch, Mariella Wauge, Felix Meißner, Jonah Kriebel, Marius Koch und Lukas von Einem, die Kinder und Jugendlichen der Theatergruppe, mit Vollgas in die Vergangenheit. Dabei präsentierten sie überaus gekonnt in Szene gesetzte Songs wie beispielsweise „99 Luftballons“,  „Der Kommissar geht um“, “Hurra, die Schule brennt“ oder „Skandal im Sperrbezirk“, mit denen sich Nena, Falko, Markus oder die „Spider murphy gang“ in den 80er Namen gemacht hatten. Der nicht enden wollende Beifall bei den ersten beiden Aufführungen zeigte den jungen Leuten, dass sie mit ihrem Auftritt ins Schwarze getroffen hatten.

Apropos Schwarz: Die Erwachsenen kehrten mit ihrem ersten Musical-Beitrag des langen, aber bestimmt nicht langweiligen Abends, zu ihren Wurzeln, zum „Tanz der Vampire“ zurück. Nur hatten sie den Kampf des Chefvampirs gegen den verliebten Gehilfen des Vampirjägers in ein neues Bearbeitungsgewand gesteckt, welches die Zuschauer von Anfang bis Ende aufs Feinste umgarnte.

Nach der Pause, in welcher die Zuschauer, über den die ungefiederten Fledermäuse diskutierten, traten alle die Reise in eine ferne Zukunft an, in welcher Rockmusik verboten und Hippies nicht gern gesehen sind. Aber wie der Titel „We will rock You“ schon ahnen lässt, schafften es einige Außenseiter, das Blatt mit der Liebe zur Musik zu wenden.

Damit war aber die Reise noch lange nicht zu Ende. Denn es öffnete sich die Musical-Welt rund um „Sister Act“, in der es um das Showgirl Dolores geht, die als Zeugin eines Mordes in ein Kloster flieht. Sie krempelte in Eisdorf alles so um, dass sogar der „Papst aus Rom“ angereist kam und zu den zu vernehmenden Rhythmen Bein zeigte.

Beim Finale wurde ein großer, bunter Strauß von Musical-Ausschnitten gereicht, die von „My fair Lady“ über den „Fluch der Karibik“, „Der Zauberer von Oz“, „Elisabeth“, „Oklahoma“ bis hin zu „Miss Saigon“ reichten. Das absolute Highlight war das Gastspiel des unvergessenen Michael Jackson.

Als dann aber „Hoch drobn auf’m Berg“, Filmmusik der 50er Jahre erklang, und sich die Darsteller von der Bühne begaben, die zuvor mittels eines „Buchstabenwaldes“ den Zuschauer Dankeschön für deren Treue verkündeten, durften diese sicher sein, dass die Reise in die Vergangenheit für diesen Abend zu Ende war.

Dafür, dass nicht nur von Überzeugung und Begeisterung getragenen Schlussapplaus, sondern auch Szenenbeifall zu vernehmen war, sorgten 23 Darsteller/innen, die es verstanden, insgesamt 62 Rollen den richtigen Schliff zu geben. Oliver Rath, Michael Rath, Regina Rath, Melanie Steenken, Reinhard Weber, Sieglinde Weber, Ilona Reinhardt, Herbert Borchers, Petra Borchers, Frank Völker, Daniela Diener, Paul Kühne, Brigitte Kühne, Michael von Einem, Catharina von Einem, Regina Selzer, Heike Ueberschär, Maren Neumann, Sonja Schimmelpfennig, Andreas Stein, Lenart Stein und Daniela Schmidt gaben Vampiren ebenso ein Gesicht, wie Cowboys, Nonnen, Piraten, Michael Jackson, dem Hawaiianischen Sänger Israel „Kamakawiwo’ole“, der erst nach seinem Tod einen Hit landen konnte und in Eisdorf seine Ukulele gegen eine Trompete eingetauscht hatte, und ganz normalen Bürgern. Thomas Rath stand allerdings nicht „nur“ auf der Bühne, er hatte auch das Drehbuch geschrieben und führte Regie.

Marius Weber, Ulrich Selzer und Lukas von Einem sorgten dafür, dass die Technik stimmte. Ohne die sehr realen Kostüme und begeisterungswürdigen Masken hätte aber alles nur halb so gut in Szene gesetzt werden können. Die andere wichtige Hälfte gehörte dem Bühnenbild, das mit wenigen Handgriffen „so ganz nebenbei“ passend geändert wurde.

Wer neugierig auf „Vorwärts in die Vergangenheit“ geworden ist, sollte sich merken, dass es für den 15. und 22. September, wo sich der Vorhang jeweils ab 19 Uhr heben wird, sowie für den kommenden Sonntag, 9. September, und dem 16. September, wo die Musicalbühne jeweils schon eine Stunde eher geöffnet ist, einige Karten zu haben. Bekommen kann man diese bei der Bäckerei Brakebusch, der Getränkeinsel Peinemann und eventuell an der Abendkasse.


Marius Koch, Lukas von Einem, Felix Meissner waren drei der Theaterkids die mit ihrem musikalischen Auflug in die 80er begeisterten.