Eisdorf

Leider zu Unrecht musste dieser nun die heftigen Unmutsäußerungen unserer Helfer einstecken. Wie sich aber später herausstellte, war Andreas für uns ein Glücksfall; er entpuppte sich als sehr guter Organisator und war für unsere Helfer eine echte Unterstützung. Andreas telefonierte sofort mit den anderen Bürgermeistern der geschädigten Orte und bestellte sie mit Kleinlastern nach Lanthy.

Hier sollten sie dann die für ihre Dörfer ausgesuchten Sachspenden entgegennehmen und in ihre Dörfer bringen, wo sie dann an die bedürftigen Dorfbewohner verteilt werden können.

Für unsere Helfer aber stand fest, so kann und darf es nicht weitergehen, hier muss etwas geschehen, aber was? Die Antwort war schnell gefunden: die Verantwortlichen, also die Politiker, mussten wachgerüttelt werden. Also beschlossen sie an die Öffentlichkeit zu gehen und die Presse einzuschalten. Tina, unsere Dolmetscherin, vereinbarte sofort mit der örtlichen Presse und dem griechischen Fernsehen einen Termin zu Sonntag, den 30.09.2007 um 10.00 Uhr. Eingeladen waren auch die betreffenden Bürgermeister.

Pünktlich zum Pressetermin erschienen unsere Helfer im Gemeindehaus von Lanthy. Mit großer Freude wurde festgestellt, dass die Hilfsgüter der griechischen Regierung -wie vorher schon erwähnt- inzwischen verteilt waren, es geht also doch! - Der Druck, den unsere Helfer auf die Verantwortlichen ausgeübt haben war wohl ziemlich groß, denn nun klappte alles wie am Schnürchen. Presse und Fernsehen waren vor Ort und die Bürgermeister der geschädigten Orte kamen mit ihren Kleinlastern nacheinander angerollt und wurden, je nach Bedarf, beladen. Gerd Köhler berichtete der Presse über die Eisdorfer Initiative „Direkthilfe für Griechenland“, über die mühevollen Vorbereitungen, die Sammelaktionen und den Transport nach Griechenland. Dann machte er seinem Herzen Luft und brachte seine Kritik und die große Enttäuschung über den mangelhaften Einsatz der griechischen Behörden zum Ausdruck. Nachdem sich Presse und Fernsehen verabschiedet hatte, fuhren auch die Bürgermeister mit unseren Spenden zurück in ihre Dörfer.

Für unsere Helfer war der Tag noch nicht zu Ende, sie fuhren mit dem Bürgermeister Andreas und unseren Spendenkartons zu seinem, durch die Brandkatastrophe niedergebrannten, Dorf. Was die Helfer hier sahen, übertraf bei weitem alles, was sie bisher gesehen hatten, zerstörte Häuser, Autos, Fahrräder, verkohlte Bäume, Skelette von Haustieren und ganz viele traurige Menschen. – Hier trafen wir auf eine Familie mit 5 Kindern, deren neu erbautes Haus - in das sie noch nicht eingezogen waren - total abgebrannt war. Bis auf einen Haufen unbrauchbares Gerümpel (und Schulden vom Hausbau) ist nichts übrig geblieben. Auch die Schafe und Olivenbäume der Familie wurden Opfer der Flammen. Keiner weiß, wie es hier weitergehen soll! Der Hilfskreis wird darüber beraten, wie hier geholfen werden kann.

Unsere Helfer vor Ort besuchten noch weitere Dörfer und Menschen in Not, denen unbedingt geholfen werden muss. Aber wo fängt man an und wo hört man auf, wo, wann und wie setzen wir unsere beschränkten Mitteln ein? - Der Wiederaufbau hat ja noch gar nicht begonnen! -

Überall in der Bergregion, wo unsere Helfer mit Ihrem Lkw auftauchten, wurden sie freundlich aufge-nommen und mit Essen und Trinken versorgt. Wie sie immer wieder von den Dorfbewohnern hörten, waren alle der Meinung, dass unsere Helfer von einer großen Hilfsorganisation kommen ; wegen der Aufschrift an dem Lkw: „Humanitaria Aid for Greece“. Um so größer war ihr Erstaunen und die Dankbarkeit, als sie erfuhren, dass es sich hier nur um eine kleine Gruppe von Menschen aus Deutschland handelt, die sich zusammen getan haben, um hier direkt vor Ort zu helfen.

Besonders bedrückend, so berichteten unsere Helfer, war die Begegnung mit einer älteren ziemlich gebrochenen Frau, die ebenfalls alles verloren hatte; sie besaß nur das, was sie am Körper trug. Ihr konnte mit Bettwäsche und warmen Decken eine große Freude bereitet werden. Leider gab es keine passenden Kleider für sie (in Griechenland tragen ältere Frauen nur dunkle Bekleidung!).